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Ich war mir lange relativ sicher darüber, dass ich nach meinem Abitur zum Wintersemester in ein Studium starten würde. Welches Studienfach genau, diese Entscheidung habe ich immer vor mir hergeschoben. Bis dann alles sowieso ganz anders kam:
Mit dem Abitur in der Hand, die freie Zeit genießend habe ich dann begonnen mir WIRKLICH Gedanken über meine Zukunft machen. Wollte ich mich wirklich direkt durch ein Studium hetzen nur, weil… ja warum eigentlich?
Nein, für ein Studium war es bei mir einfach noch nicht die richtige Zeit, das wurde mir immer klarer. Rückblickend kann ich sagen, ich wäre wohl noch überhaupt nicht bereit dazu gewesen. Die Schule bereitet einen ja auf vieles vor, aber nicht auf das, was kommt. Viele Fragen wurden dort beantwortet, wenige davon habe ich gestellt. Noch weniger davon haben mich weitergebracht.
Und so habe ich mich damals dafür entschieden, ein FÖJ zu machen. Und ich kann sagen: Das war wohl die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man mir die Sicht weiten. Unsere heutige „Leistungsgesellschaft“ scheint mich an einen Ort schieben zu wollen, an den ich überhaupt nicht will. Um das aber zu sehen, brauchte ich vor allem eins: Abstand. Die Perspektive wechseln, ENTSCHLEUNIGEN.
Ein FÖJ macht man definitiv nicht, um Geld zu verdienen, die Bezahlung ist miserabel. Worum es geht, ist sich selbst kennen zu lernen. Was kann ich eigentlich wirklich (mehr als man denkt!)? Wo will ich denn wirklich hin? Nach was strebe ich?
Ich habe Erfahrungen gesammelt, ohne Ende! Ich war in Worms, Neustadt, Mainz, Erfurt, Rammstein-Miesenbach, Hambi, Koblenz, Hermeskeil, Fischbach (an der franz. Grenze), Pierna-Liebethal (bei Dresden), Stromberg, Osterode und Berlin, undundund, zu verschiedensten Gegebenheiten und Anlässen. Demos, Aktionswochenenden, Seminare, Kongresse, etc. Ich beschäftige mich tagtäglich mit Dingen, die mich interessieren und mich voranbringen. Ich darf Projekttage an Schulen planen und durchführen, Vorträge halten, Reisen leiten und mich in die Verbandsentwicklungsarbeit einschalten. Vor einem halben Jahr unvorstellbar für mich, wird für mich immer mehr zum Alltag. Ich DARF und tue jeden Tag an meinen Aufgaben wachsen.
Es ist nicht wie in der Schule: Niemand stellt sich am Morgen vor mich, und sagt mir was ich heute zu tun (und zu lassen) habe. Ich werde von meinen Kollegen und Kolleginnen als vollwertiges Mitglied betrachtet und habe demnach die gleichen Freiheiten wie alle anderen. Ich teile mir meine Arbeitszeiten selber ein und bestimme weitestgehend selbst, was gerade für mich Priorität hat. Alles unter der Voraussetzung natürlich, dass es auch läuft. Vertrauen ist das Zauberwort.
Ich bin wahrscheinlich kein „Arbeitstier“, doch tagtäglich stelle ich fest, dass eine Vollzeitstelle und darüber hinaus arbeiten mehr als machbar für mich ist. Solange ich nur Spaß bei dem habe, was ich tue. Nach der Schule natürlich nicht ganz einfach, aber durchaus machbar. Und eine wichtige Erfahrung noch dazu.
Gut, von den circa 250 Tage Arbeitstagen, hatte ich 30 Tage Urlaub, 25 Tage Seminar, 9 Tage Landessprechertreffen, 6 Tage Gruppensprechertreffen und etwa 50 Tage FÖJ und BUNDjugend Aktivitäten- Damit war ich nur etwas mehr als die Hälfte meiner FÖJ-Zeit wirklich im Büro. Aber auch diese Zeit habe ich unglaublich genossen und tue ich auch noch unglaublich genießen.
Ich habe ein tolles Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeitern um mich herum und gehe keinen einzigen Tag unmotiviert auf die Arbeit. Noch nie in meinem Leben bin ich auf so viele tolle und spannende Menschen getroffen wie im FÖJ. Individualität wird hier noch großgeschrieben.
Das FÖJ in einem Satz? Denkt ins Freie.
Was ich nach dem FÖJ mache? Studieren. Und ich weiß ganz genau, was. Der BUNDjugend will ich aber erhalten bleiben.